Die direkt neben dem Gipfelkreuz der Hochries stehende Hochrieshütte hat ihre Ursprünge in der, wie es heißt, "ersten Skihütte des Alpenraums", die im Januar 1914 eröffnet wurde. Kurz darauf entwickelt sich die Hochries zum Skiparadies Nummer 1 von Oberbayern. Vor allem aus München zieht es Scharen von Skifahrern in den 1920er Jahren zum Teil mit Sonderzügen der Deutschen Reichsbahn nach Frasdorf. Vom dortigen Bahnhof waren es noch mindestens 3 Stunden zur kleinen Skihütte, bis man wieder talwärts fahren konnte. Die kleine Hütte war zeitweise so überlaufen, dass im Schichtbetrieb geschlafen wurde und unter Tags die Verweildauer in der Hütte auf eine Stunde begrenzt wurde. Erst in den 1960er Jahren ebbt der Boom ab, noch immer gibt es an der Hochries weder Liftanlagen noch eine Seilbahn. Die Hochriesbahn wird erst 1973 eingeweiht, als österreichische Skigebiete der Hochries schon längst den Rang abgelaufen hatten. Legendärer Hüttenwirt auf der Hochries war der Seebacher. Von 1934 bis 1967 hat er die Geschicke des Hauses "unter seiner Fuchtel". Anfangs trägt er die Lebensmittel in einer Kraxe nach oben. Nach dem Kriegsende baut er sich aus gefundenen Drahtseilen eine Materialseilbahn, die weder genehmigt ist, noch irgendwelchen technischen Vorschriften entspricht und zudem auf fremdem Grund und Boden steht. Ein Schwarzbau wie er schwärzer nicht sein kann. Und trotzdem transportiert die Eigenkonstruktion 15 Jahre lang Bier und Proviant auf die Hochrieshütte. Der Seebacher ist eben ein Dickkopf - und manchmal holt er in besonderen Momenten seine Harfe heraus. Heute steht an derselben Stelle ein stattliches Gebäude der Alpenvereins-Sektion Rosenheim, das praktisch das ganze Jahr über geöffnet hat, 37 Schlafplätze bietet und etwa 30.000 Besucher im Jahr zählt.
Hochries 1 | 83122 Samerberg
Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Kirchwald samt Einsiedelei und heilsamer Quelle befindet sich oberhalb von Nußdorf am Inn. Der Ort heißt Kirchwald, weil Bewohner aus verstreut liegenden Ortsteilen durch diesen Bergwald gehen mussten, um am Sonntag den Gottesdienst zu besuchen. Die Geschichte der Eremitage reicht bis ins Jahr 1644 zurück, als der aus Rom zurückkehrende Pilger Michael Schöpfl in einer Felsenhöhle unterhalb der heutigen Kirche eine Klause errichtete. Aus Rom brachte er ein Gnadenbild und Reliquien mit. Michael Schöpfl war Tuchmachergeselle und ursprünglich Protestant. Er pilgerte 1643 während des Dreißigjährigen Krieges von Iglau in Mähren nach Rom und trat zum katholischen Glauben über. Auf dem Rückweg musste er um sein Leben bangen, weil er unter Kriegswerber geraten war, und versprach in Todesgefahr, dass er als Einsiedler Gott dienen wolle, wenn er gerettet würde. Nach einer Legende bat er um ein Zeichen, wo er eine Kapelle bauen solle. Als er am 21. September 1644 an den Platz des jetzigen Kirchwaldes kam, sah er den Schuh des Jesuskindes auf einem Gnadenbild offen. Da wusste er, dass er hier die Kapelle bauen könne. Auf diese Legende weist auch eine Lüftlmalerei an einem alten Bauernhaus in Gritschen hin. Schöpfl richtete sich als Einsiedler in der Nähe einer Quelle ein, die als schädlich für Mensch und Tier galt, doch als er geweihtes Wasser hineingoss und seine römischen Reliquien ins Wasser legte, erhörte Maria seine Gebete und das Wasser wurde sogar heilkräftig, so dass Kranke aus der ganzen Umgebung kamen und durch das Wasser gesundeten, so die Legende. Schon bald entwickelte sich daraufhin der Ort zu einer viel besuchten Wallfahrtsstätte.
Die weitere Entwicklung ist einem Nußdorfer Wirtssohn zu verdanken: Pater Casimir Weiß. Er ließ 1720 die Kirche und die Klause erbauen. Den einheitlich gestalteten Spätbarockbau errichtete Wolfgang Dientzenhofer, die heutige Innenausstattung entstand 1756 mit drei Altären und einer Kanzel im Rokokostil. In der Mitte des Hochaltars ist das Gnadenbild - eine Kopie des Maria-Schnee-Bildes von Santa Maria Maggiore in Rom - in einen prachtvollen Strahlenkranz eingearbeitet. Viele Gebetserhörungen sind in historischen und auch zeitgenössischen Votivtafeln dokumentiert. Bedeutung hatte die Einsiedelei in früheren Jahrhunderten als Schule für Nußdorf. Die Kinder mussten über viele Jahre den steilen Weg in die Klause zum Unterricht antreten. Die umfassende Innenrenovierung der vergangenen Jahre hat der Kirche Glanz und Aussehen der originalen Farbkompositionen wieder zurückgegeben. Seit Jahrhunderten ist es Tradition, die "Goldenen Samstage", dies sind die auf das Michaelsfest folgenden Samstage, in Kirchwald besonders feierlich zu begehen. Von weither kommen dann die Wallfahrer zu den morgendlichen Gottesdiensten. Zur Wallfahrtskirche führt ein Weg von Gritschen mit den 14 Stationen des Kreuzweges und ein Weg von Nußdorf, an dem Tafeln der Rosenkranzgeheimnisse aufgestellt sind.
Nußdorf liegt am Fuß des Heubergs im bayerischen Inntal nahe dem Flussufer zwischen Rosenheim und der österreichischen Grenze. Nußdorfs Entwicklung lässt sich vor allem mit zwei Gewässern in Verbindung bringen. Der Inn, der hier in seinem breiten Lauf aus dem österreichischen Tirol herüberfließt, war früher eine wichtige Handelsroute. So verdienten viele Nußdorfer ihren Lebensunterhalt als Schiffer oder auch Schiffsbauer. Der malerische Ortskern aus barocken Kirchen und den ursprünglichen Bauernhäusern konnte über Jahrhunderte hinweg erhalten werden. Heute leben in Nußdorf etwa 2.600 Einwohner.
Bereits im Mittelalter war der Mühlbach Lebensader in Nußdorf. Zu seiner Blütezeit arbeiteten 15 verschiedene Betriebe mit der Wasserkraft, heute dient er der Stromerzeugung. Entlang dieses Triebwerkskanals zeigen bildreiche Texttafeln die vielseitige Verwendung der Wasserkraft und die Entwicklung des Ortes am Alpenrand. Zudem veranstaltet die Gemeinde Nussdorf regelmäßige Führungen entlang dem Geschichtspfad.
www.nussdorf.de/tourismus-und-freizeit/erleben-und-geniessen/nussdorfer-muehlenweg